Thoroughbred enttäuscht
Wie war es doch spannend im Vorfeld, als sich die Gerüchte um AMDs neuen Prozessor verdichteten. Eine Umstellung der bisherigen Fertigungstechnologie von 0.18µm auf 0.13µm untermauerte entsprechende Erwartungen an die Leistungsfähigkeit der CPUs bei der AMD Fangemeinde. Das MHz Rennen mit Intel wieder offen? Anfängliche Gerüchte, dass der T-Bred mit einem 166 MHz FSB erscheinen würde, bewahrheiteten sich eben nur als Gerücht, noch vor dem Erscheinen des Prozessors. Mehr als ernüchternd waren dann jedoch die Berichte bei der Einführung des jüngsten AMD Spross am 10. Juni.
Die einzige Neuerung stellte lediglich die Umstellung auf die kleinere Fertigungstechnologie dar. Kein höherer FSB, kein gestiegener Cache, schlicht ein kleinerer DIE von 80 mm² ist das augenscheinlichste Merkmal. Aber der hat es in sich, nicht von der Performance her, wie wir inzwischen wissen, sondern temperaturseitig.
Während der bisherige, höchstgetaktete Athlon XP 2100+ auf Palomino Kern mit einer DIE Grösse von 128 mm² und einer Prozessorspannung von 1.75V eine maximale Leistungsaufnahme von rund 72 Watt vorzuweisen hat, kommt der nun neue, als Athlon XP 2200+ bezeichnete Prozessor mit Thoroughbred Kern, bereits auf 67.9V, also gerade einmal 4.1 Watt weniger als sein Vorgänger, trotz 0.1V weniger Prozessorspannung. Berücksichtigt man diesen Umstand in Verbindung mit dem DIE-Shrink auf 80 mm², so ergibt sich eine höhere Wärmeabgabe pro Flächeneinheit, oder zu deutsch, der neue Athlon XP wird um einiges heisser als sein Vorgänger.
Sicherlich mit ein Grund, warum AMD hier konsequenter werden musste. Einerseits wird man lediglich noch Hauptplatinen mit in die Empfehlungsliste aufnehmen (wir berichteten), welche die interne Temperaturdiode des Prozessors auslesen können, andererseits schreibt AMD für den Betrieb eines Athlon XP mit Thoroughbred Kern nun qualitativ hochwertige Kühler vor, oder besser gesagt Kühler, welche zumindest über eine Kupferplatte in der Kühlfläche verfügen. Kühlkörper mit einem Aluminiumkühlblock (die meisten gängigen Cooler) sind nicht zum Einsatz freigegeben.
Aber ein weiterer Punkt stimmt nachdenklich: Die hohen Erwartungen der Fangemeinde an das Ãœbertaktungspotential wurden nicht erfüllt. Die bisherigen Tests zeigten, dass im Bereich von ca. 1900 MHz realem Takt das Ende der Belastbarkeit eines XP 2200+ (1800 MHz realer Takt) erreicht war. Wir wollen hier nicht das Thema Ãœbertaktbarkeit als Maßstab zu Grunde legen, doch lassen diese Resultate durchaus gewisse Rückschlüsse zu, mit welchen Taktungen AMD beim Athlon XP mit dem neuen Core noch aufwarten kann.
Unterm Strich gibt es Stimmen die behaupten, dass AMD auch schon zu Zeiten von Athlon XP auf Palomino Basis mit kleineren Fertigungsstruckturen als 0.18µm gearbeitet habe, was Grund für den geringen Unterschied sei. Andere Stimmen wiederum behaupten, dass AMD derzeit seine gesamte Entwicklungstätigkeit in die künftigen Hammer Modelle steckt.
Ganz gleich ob in den Gerüchten ein Körnchen Wahrheit steckt oder nicht, das Warten auf den T-Bred hat sich scheinbar nicht gelohnt. Das Preisgefüge, in welchem sich der neue Prozessor bewegt, lässt sich noch nicht genau bewerten, da sich Marktpreise teils überhaupt nicht finden lassen, teils aber eben noch nicht etabliert sind. Fest steht, dass zur etwaigen Inanspruchnahme der AMD Garantie beim Durchbrennen eines Thoroughbred Prozessor ein entsprechendes Mainboard mit Schutzschaltung und ein zugelassener Kühler Pflicht sind.
Die AMD Fangemeine, so zumindest deuteten es die Leserrückmeldungen, wartet dann lieber noch auf die Hammer Familie. Aber diese müssen sich dann eben auch wieder erst einmal beweisen. Und zwar nicht nur im Bereich Leistung und Kompatibilität, sondern eben auch im Preis.
Quelle: Hard Tecs 4U / X-treeme-cooling
