Zugeflogen ist er mir, der LG Flatron W3000H. Einer der allerersten 30" Bildschirme, noch mit CCFL Hintergrundbeleuchtung und einer Auflösung von 2560×1600 Pixeln in einem Seitenverhältnis von 16:10. Bin ein kompletter Fan dieser Teile, daher wollte ich bei dem aus dem Mist gezogenen, defekten Schirm einen Reparaturversuch wagen.
Das hier beschriebene wird gut und gern für viele andere Bildschirme auch gelten können, vor allem für jene, die noch Kaltkathodenröhren für die Hintergrundbeleuchtung drin haben.
Folgendes Fehlerbild ist wohl laut Recherche im Netz typisch für eine solche Reparatur:
- Beim Einschalten kommt kurz ein Bild, aber der Schirm wird schnell dunkel, oder es kommt erst gar kein Bild.
- Die Power-/Front LED bleibt dabei aber aktiv, so als würde alles passen.
- Hängt man den Schirm an eine Graka und nimmt ihn in Betrieb, und setzt man dann eine superhelle LED (geeignet sind Smartphone-LEDs) in abgedunkeltem Raum direkt auf den LCD, so kann man beim Herumfahren noch Fenster, Taskleisten, Mauszeiger, usw. erkennen. Fenster lassen sich mit etwas Geschick so auch noch bedienen und herumschieben.
Dieses Fehlerbild bedeutet, daß die Bedienelemente und das LCD Panel an sich noch funktionieren, lediglich die Hintergrundbeleuchtung ist tot. Anhand dieser Feststellung bin ich davon ausgegangen, daß es wahrscheinlich die Inverterplatine sein dürfte, die hier das Zeitliche gesegnet hat, also jenes Bauteil, das die Hochspannung für die CCFLs erzeugt.
Also ich weiß nicht wie "hoch" die Spannung wirklich ist, im Netz habe ich nur von "Hochspannung" gelesen. Zur Sicherheit habe ich den Schirm aber einen Tag lang abgesteckt und damit stromlos belassen, und dann erst mit der Reparatur begonnen. Wer weiß...
Öffnen läßt sich der Schirm recht leicht. Ein flaches, scharf zulaufendes Plastikteil dürfte hierfür optimal sein, ich habe mich einfach eines flachen Schraubendrehers bedient. Der hinterläßt zwar Spuren am Gehäuse, aber was soll's (Achtung: Hier ist alles voll von grauseligen Handyfotos!):
Wenn man die Verkleidung so brutal aufhebelt wie ich es getan habe, so hinterläßt das Spuren (Klicken zum Vergrößern)
Das LCD Panel und die Beleuchtung sind innen mit Metall eingehaust, sodaß man hier auch bei gröberem Vorgehen kaum etwas kaputt machen kann. Auch die Plastiknasen, mit denen die Kunststoffverkleidung zusammengesteckt ist sind relativ robust. Nur unten entlang - also da wo die kapazitiven Bedienelemente sitzen - sollte man ein wenig aufpassen, damit man die Kabel und Platinen der "Knöpfe" nicht beleidigt. Ein Kabel löst sich beim Herunternehmen der Verkleidung, aber das ist später nicht schwierig anzustecken, ist auf dem rechten Bild rechts unten zu sehen:
Aufgeknackt! (Klicken zum Vergrößern)
Was auf dem rechten Bild grün markiert ist sind lediglich Stellen, an denen Schrauben durchführen. Warum die Markierung? Hier laufen zwei Schrauben durch, die man später erst reindrehen sollte, wenn man beide Teile der Plastikverkleidung wieder aufgesetzt hat. Ich habe hier später nur das Frontbezel aufgesetzt und die Schrauben gleich reingedreht, nur um später draufzukommen, daß die Schrauben durch die Rückseitenverkleidung gesteckt gehören, die noch gefehlt hat => Nochmal zerlegen müssen...
Die Metallabdeckung links läßt sich durch das Lösen von zwei weiteren Schrauben und des Klebebands sehr leicht abnehmen, was die Inverterplatine freigibt:
Markiert sind hier die zu lösenden Datenkabel (Klicken zum Vergrößern)
Zuerst die Datenkabel lösen, danach das durchsichtige Plastik runterziehen, das mit den Spulen verklebt ist (kein Thema, läßt sich direkt wieder draufkleben ohne was extra tun zu müssen), und dann die Stromversorgungskabel zu den CCFLs abziehen:
Daten(?)kabel lösen & Plastik abziehen (Klicken zum Vergrößern)
Danach die Kabel zu den CCFLs alle abziehen:
Raus mit den ganzen Steckern (Klicken zum Vergrößern)
Danach die sechs Schrauben lösen, die die Inverterplatine an's Gehäuse fixieren, und man kann das Ding rausnehmen, sieht dann so aus:
LG Inverterplatine (Klicken zum Vergrößern)
Diese Platine läßt sich mit den LG Teilenummern "2300KTG005A-F" bzw. "LGIT-LM300WQ5" finden, zum Zeitpunkt meiner Reparatur allerdings nur mehr in China oder den USA. Diese Dinger kommen tlw. auch in anderen, älteren 30" Bildschirmen, wie etwa dem Dell UltraSharp 3008WfP (nicht jedoch dem 3007WfP) zum Einsatz.
Einen Monat mußte ich auf mein Ersatzteil aus den USA warten, aber gestern war es soweit, Packerl da, und heute habe ich die Ersatzplatine Mal reingeschraubt und die Kabel wieder angeschlossen. Alles wieder zugemacht (nicht vergessen das Kabel für die Bedienelemente anstecken!), und so sah dann ein erster Test aus, zuerst ohne Verkleidung, und danach in komplett zusammengebautem Zustand:
Da rennt er wieder, der vor Urzeiten noch sündhaft teure LG Flatron W3000H (Klicken zum Vergrößern)
Eines jedoch entsetzt micht echt, nämlich daß ein so alter Bildschirm schon kapazitive Bedienelemente hat, anstatt elektromechanischer. Wäh, ekelhaft. Gleich wie bei meinem NEC MultiSync EA305WMi. Da und auch bei der Anschlußvielfalt schlägt nicht vieles den Dell 3008WfP, zumindest unter den 30" 16:10 Schirmen. Diese beiden Fotos wurden übrigens nur editiert, um ein paar Daten zu entfernen.
Kosten für die Reparatur:
- Ca. ein bis zwei Stunden Arbeit ohne Erfahrung mit dem Schirm zu haben.
- USD $72.32 bzw. in Summe 64.41€ auf eBay USA für zwei Inverterplatinen, den Versand und die Einfuhrumsatzsteuer. Ich habe gleich beide Bretter genommen, die der Verkäufer hatte, falls eine defekte dabei sein sollte, was weiß man.
Der niedrigste bekannte Preis für diesen Schirm auf Geizhals betrug ~1079€, der höchste ~1145€. Die Erstverfügbarkeit sollte Ende 2008 gewesen sein. Bin schon ganz glücklich, daß sich das Ding hat instandsetzen lassen!
Natürlich nicht nur weil er Mal teuer war, sondern auch weil ich diese 30" Schirme mit ~100dpi ungemein praktisch finde.
Also wenn ihr Mal einen Flachbildschirm mit gleichem Fehlersymptom habt: Es ist wahrscheinlich das gleiche Teil, daß da verreckt sein dürfte.
Edit: Paar Tippfehler korrigiert.