Ein schneller Specvergleich voran, plus ein paar Initialimpressionen von mir:
Samsung Odyssey+:
- Nicht in der EU erhältlich (Günstig, aber Import aus den USA nötig, inkl. Einfuhr-USt.)
- 1440×1600 Pixel pro Auge, 2880×1600 in Summe
- 90Hz oder 60Hz
- Pentile-Matrix AMOLED (-33% effektive Auflösung, dafür tiefes Schwarz und knackige Farben)
- Anti-SDE Beschichtung, verhindert SDE gut, erzeugt aber auch eine leichte Unschärfe
- Optik: Fresnel Linsen mir unbekannter Herkunft
- Hardware IPD Verstellung; Anpassung der Linsen an den Augenabstand
- "Visor" Design
- Audio: Supraaurale Hörer von AKG. Mittelmäßig.
- Kompatibilität mit externen Kopfhörern: Ungetestet, nicht für zwingend nötig befunden
- USB-A 3.0 + HDMI, Bt für Controller eingebaut, läuft über den USB Link mit
- Tracking: Kaum getestet, Spiel nur im Sitzen, 2 Kameras ohne externe Tracker
HP Reverb G2:
- In der EU erhältlich
- 2160×2160 pro Auge, 4320×2160 in Summe
- 90Hz oder 60Hz
- RGB-Matrix LCD (Kein ganz so tiefes Schwarz, etwas weniger satte Farben)
- Keine Anti-SDE Beschichtung, da unnötig
- Optik: Valve Index Fresnel Linsen
- Hardware IPD Verstellung; Anpassung der Linsen an den Augenabstand
- "Schibrillen"-Design
- Audio: "Off Ear" Hörer. Hohe Qualität, lassen aber Lärm von außen voll durch
- Kompatibilität mit externen Kopfhörern: Noch ungetestet, kommt noch
- USB-C 3.0 + Displayport, Extra Bt (Dongle) für Controller nötig.
- Tracking: Kaum getestet, Spiel nur im Sitzen, 4 Kameras ohne externe Tracker (soll wohl besser sein so...)
Für alle, die sich für das Reverb G2 interessieren, möchte ich das Headset im Vergleich zu einem der besten G1 Headsets umreißen die es meiner Meinung nach gegeben hat - vor allem preisleistungstechnisch. Es muß sich also mit meinem alten Samsung Odyssey+ messen, das jetzt ca. 700 Spielstunden hat sehen dürfen. Samsung, Hardware können's ja halbwegs, nur Software nicht, typisch südkoreanische Krankheit.
Zuerst: Im Tragekomfort ist das Reverb G2 im moderneren Schibrillendesign top! Es ist zwar nicht so super wenn das Headset zwischen mehreren Personen geteilt werden soll (sollte man sowieso nicht...), weil das Neueinstellen per Velcrostraps lästiger ist als mit dem Drehrad vom O+, aber ansonsten sitzt das Teil gut und hinterläßt keine Striemen. Das ist deutlich besser als beim O+, das nach 2 Stunden des Spielens Striemen auf der Stirn hinterläßt, die 30-60 Minuten brauchen, um zu verschwinden.
Eines fällt jedoch sofort auf: Setzt man das G2 zum ersten Mal auf, dann schaut alles irgendwie Scheiße aus. Es gibt Mismatches zwischen den Augen, massive chromatische Abberationen, der "Sweet Spot" erscheint übermäßig klein. Wenn euch das passiert: Keine Panik, ihr habt keinen Müll gekauft. Anders als das O+ ist das Reverb G2 sehr empfindlich, was die Trageposition angeht. Justiert das Headset vertikal/horizontal ein wenig auf eurem Schädel; Sobald man es in die korrekte Position gebracht hat, geht einem förmlich ein Licht auf!
Aber vor dem "Licht" erst Mal zu den anderen Eigenschaften des G2:
- Die Farben können sich nicht ganz mit OLED messen, sind etwas ausgewaschener, LCD halt
- Der Schwarzwert ist für LCD echt nicht schlecht, aber immer noch erkennbar schlechter als mit OLED
- Der Screendoor-Effekt ("SDE") ist echt "weg". Einen Filter wie beim O+ braucht es einfach nicht mehr; Echt geil!
- Die "Godrays" (einfallende Lichtstrahlen von hellen Objekten in Richtung Zentrum) sind beim G2 sehr, sehr stark reduziert. Sie sind nicht WEG - diese Krankheit der Fresnel-Linsen - aber sie sind echt kaum mehr zu bemerken, sehr gut!
- "Mura" Effekte? Ich habe keine gesehen. Beim O+ nicht, beim G2 auch nicht, beide sind hier im Spitzenfeld
- Das Sehen der Fresnel-Schichten (durch leichte Verzerrungen) gibt es hier kaum mehr. Maximal in den äußersten Bereichen des Sichtfeldes; Da hat Valve mit dem Linsendesign echt einiges richtig gemacht, und HP damit, diese Linsen einfach zu lizensieren, anstatt irgendeinen Müll zu verkaufen!
Soweit so gut. Man muß bei der Inbetriebnahme halt immer den Sitz etwas genauer anpassen als beim O+, aber ok. Kein Thema, sind ein paar Sekunden. Jetzt aber zum Hauptpunkt...
...der Auflösung!
Holy... fockin'... Shit...
Um das in 2D-Sprache zu beschreiben: Das ist gefühlsmäßig so, als würde man von 320×200 oder vielleicht 512×384 auf 1920×1080 springen! Die Schärfe und der Detailreichtum sind wirklich "zweite Generation". Das ist so unpackbar viel besser, ein Wahnsinn. Irre. Da zieht's einem echt die Socken weg!
Habe das mit Elite Dangerous und Texturupgrade auf 4096×4096 Pixel große Texturen getestet, der Wahnsinn! Das macht so einen Eindruck in stereoskopischem 3D, das muß man echt selbst gesehen haben. Selbst kleinste Schriften (sonst generell ein Problem in VR) werden klar lesbar, und so werden auch kleinste Details auf Texturen sichtbar! Andere Nutzer beschreiben es als "so scharf wie auf einem Bildschirm". Und das stimmt echt - nur mit der vollen Immersion von VR. Hier auf einen Planeten in realer Größe runterzufliegen hat noch nie so geil ausgesehen! Atemberaubend, möchte man fast sagen.
Aliasing bleibt natürlich ein Problem, aber ein Oversampling auf +10% löst das... nicht "gut", aber ich würde es Mal als "hinreichend" beschreiben. Für mehr braucht es halt wohl die "ganz große Power" einer Top-End Graka (lol? Und woher kriegt man so eine?).
Die Auflösung verändert die Erfahrung in VR wirklich massiv, das ist sehr, sehr, sehr beeindruckend, was HP da für 699€ abliefert, rundum. Und im Gegensatz zu aktuellen Grafikkarten bezahlt man hier auch wirklich die UVP und keine Phantasiepreise!
Das bringt mich zur finalen Aussage: Ich teste das gerade mit einer AMD Radeon RX Vega 64 und Elite Dangerous auf maximalen Details, Die Karte leicht unterspannt und mit +50% PT. Damit liegt die Grafikkarte zwischen einer GeForce GTX 1080 und 1080 Ti, so ca. Und reicht das? Ich muß sagen: Kaum. Für simple VR Spiele vielleicht, für aufwändigeres? Nein. Oder nur begrenzt und mit reduzierten Details.
Aus dem Stegreif gesagt würde ich sagen, eine Radeon RX 6800 oder vielleicht eine GeForce RTX 2080 Ti bilden wohl das Minimum, mit dem man an den Start gehen sollte. Noch mehr Power braucht man dann für Oversampling, um Aliasingartefakte besser loszuwerden.
In Summe aber echt sehr beeindruckend. Sowas bekommt man sonst nur um viele tausende Euro aus dem Profibereich serviert. Ich kann nicht glauben, daß ich HP nach so vielen Jahren Mal wieder lobe, aber da haben's echt was gerissen... Da kann die Konkurrenz bis auf's Tracking aktuell echt nicht ran... schon gar nicht preisleistungstechnisch!
Es verlangt mich förmlich danach, wieder in mein Raumschiff zu steigen, um mir diese geile Scheiße reinziehen zu können, die das Reverb G2 da raushaut (wenn auch etwas ruckelig bei mir )...
Edit: Fragen sind natürlich willkommen.