Beiträge von CryptonNite

    Ich bin zwar kein Experte für CD-Spieler, aber ich denke, daß der Laser eventuell kalibriert werden muss. Dazu gibts in der Regel zwei kleine Potis am Laserschlitten, mit denen man u.a. den Fokus einstellt. Das kannste wahrscheinlich nur probieren.

    Ein neues Fetten der Führungsstangen und der Antriebswelle schadet wohl nicht. Beim Reinigen der Linse vorsichtig sein. Die ist meist aus Plastik und somit empflindlich gegenüber Reinigern. Und wenn man die einmal verbogen hat, dann ists zu spät.

    Man müsste mal die Datenleitungen anzapfen und gucken, was da so passiert. Ich denke nicht, daß man das ROM auslesen kann. Wird wohl geschützt sein. Man kann aber an den Pins die Pegel auslesen und dadurch auf die Software schließen...

    Ich habe Anfang dieser Woche durch Zufall beim Stöbern auf Ebay einen Bausatz einer Funkuhr entdeckt und auch gekauft. Hier mal meine Erfahrungen damit.

    Ein wenig Recherche im Internet brachte hervor, daß es sich hierbei um einen mittels Reverse Engineering hergestellten Klons eines in den 80er Jahren von Völkner vertriebenen Bausatz mit dem Namen "Renkforce ACS-77" handelt. Dieser arbeitet mit einer Zilog Z80 CPU, der Arbeitssau der 80er Jahre. Der Entwickler dieser Uhr war die Firma Auerswald aus der Nähe von Braunschweig. Der Verkäufer bei Ebay ist der Entwickler des Klons und er hält sich ans Original. Laut ihm waren im orignalen Schaltplan aus den 80ern wohl einige Fehler drin. Diese sind in dem hier vorgestellten Bausatz behoben.

    Der Name "ACS-77" bedeutet "Atomic Clock System" und die "77" weist auf die Empfangsfrequenz hin. Diese Uhr empfängt den Zeitzeichensender "DCF77" aus Mainflingen bei Frankfurt (Main), der die offizielle Uhrzeit Deutschlands auf 77,5 kHz verbreitet. Die wird aus drei Atomuhren gewonnen und hat eine Gangungenauigkeit von 1 Sekunde in 300.000 Jahren. Die Reichweite beträgt bedingt durch das Langwellenband mehrere hundert bis rund zweitausend Kilometer. Es ist aber auch bekannt, daß sich Uhren in größeren Entfernungen auf DCF77 synchronisierten.

    Gleich mal ausgepackt zeigt sich folgender Inhalt:

    Ein bisschen Kabel, eine Leiterplatte, eine Dokumentation und ein großer Beutel mit Bauteilen.

    Also machte ich mich ans Aufbauen und Bestücken der Leiterplatte. Es sind alles bedrahtete Bauteile, sodaß man wenig Probleme beim Löten hat.

    Die Leiterplatte ist beschriftet, sogar in Deutsch. Eine Bauteilzählung gibt es aber leider nicht. Das ist aber auch eigentlich nicht notwendig, es sei denn, man möchte die Funktionsweise der Uhr direkt mit dem mitgelieferten Schaltplan nachvollziehen. Aber selbst dann ist das kaum ein Problem, denn man hat ja die Bauteilwerte, die aufgedruckt sind.

    Sämtliche Schaltkreise und auch die Siebensegmentanzeigen sind gesockelt und somit steckbar. Es sind "Präzisions-Sockel", die für sehr gute Kontakte sorgen, aber auch beim Tausch ein manchmal etwas zickig sein können.


    Die Leiterplatte ist fertig bestückt. Nun braucht sie nur noch eine Stromversorgung und eine Antenne. Ich persönlich achte darauf, daß alle ungepolten Bauteile wie Widerstände und manche Kondensatoren in eine Richtung zeigen. Das ist so ne "Macke" meinerseits. Elektrisch ist das aber völlig unbedeutend. Es ist nur Optik. Generell sollte man aber Bauteile nach Möglichkeit so platzieren, damit man die Beschriftung lesen kann.


    Diese wird in einem separaten Beutelchen als Aktivantenne (zweistufiger Verstärker) mitgeliefert. Einzig die Ferritantenne muss separat besorgt werden.

    Das ist aber kein Problem, passende, abgestimmte Module gibts für wenig Geld z.B. bei Pollin. Es ist aber auch der Einsatz einer Stabantenne möglich. Das bleibt dem Bastler überlassen. Entscheidet man sich für die Stabantenne (wie beim Radio), muss man die Antenne natürlich per Schwingreis abstimmen. Der Selbstbau einer Ferritantenne ist natürlich auch möglich. Das erfordert ein Oszilloskop dafür.

    Ich habe hier ein Modul von Pollin rezykliert, bei dem der Empfänger defekt war. Dieser arbeit zu meiner Zufriedenheit einwandfrei.


    Das Herzstück der Uhr ist ein Z80 Prozessor, hier von NEC. Zu meinem Erstaunen funktioniert auch ein MME U80A aus DDR-Produktion, wobei der aber sich deutlich erwärmt und der NEC recht kühl bleibt. Der NEC ist in CMOS hergestellt und der MME wohl noch in NMOS.


    Ebenfalls besorgen muss man sich einen TCA440 Schaltkreis. Der ist ein kompletter AM-Empfänger nach dem Überlagerungsprinzip ("Superhet"). Diese Schaltkreise heute günstig zu bekommen ist eher unwahrscheinlich. Man kann aber auch sich einen A244D besorgen. Das ist die DDR-Variante des ICs. Aber Aufpassen: Die DDR-Variante hat einen Pinabstand von 2,5mm (metrisch), der TCA440 2,54mm (imperial). Bei 16 Pins fällt das aber kaum bis gar nicht ins Gewicht. Ich habe beide ICs da. Witzigerweise sind beide aus dem VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder), was das Logo verrät.


    Die Uhr benötigt noch eine Stromversorgung. Sie möchte gern 12V und 5V haben. Im Prinzip könnte man ein kleines PC-Netzteil dazu nehmen. Die Uhr nimmt aber nur wenige Watt an elektrischer Leistung auf, das kann manche Netzteile verwirren.

    Ich habe mir einen kleinen Schaltwandler basierend auf dem LM2577 von 5V auf 12V gebastelt und betreibe die Uhr mit einem alten 5V-USB-Netzteil eines ausrangierten Smartphones. Die Montage auf der Rückseite hat den Vorteil, daß die Uhr leicht angekippt auf dem Tisch liegt und somit besser ablesbar ist und man keine störenden Kabel über der Uhr hat.

    Durch die 5V Speisespannung kann man die Uhr tatsächlich auch am USB eines Computers betreiben. Ich habe auch ein Kabel von USB auf Hohlbuchse.


    Nach dem Einschalten dauert es einen kurzen Moment die Daten aus dem ROM zu laden, dann "begrüßt" einen die Uhr mit ihrem "Bootscreen" "ACS-77".


    So sah ein "Microcontroller" der 80er Jahre aus. Heute würde man einen Arduino oder sowas dazu nehmen. Die Siebensegmentanzeigen werden im Multiplex betrieben. Somit ist immer nur eine Anzeige aktiv und man spart eine Menge Datenleitungen und Verdrahtung. Für das menschliche Auge leuchten alle 12 Anzeigen gleichzeitig.


    Nachdem sich der Emfpänger eingeregelt hat (der Schaltkreis kann sich auf den Empfangspegel der Antenne einstellen), beginnt eine mindestens zweiminütige Synchronisation mit dem Signal von DCF77. Warum das so lange dauert? Man schließt damit besser Übertragungsfehler aus, denn Doppelfehler sind eher seltener.

    Dazu muss die Antenne in Richtung Mainflingen ausgerichtet werden. Es funktioniert wie ein altes Mittelwellenradio. Das muss man für optimalen Empfang quer (also 90° ) zum Sender drehen. Auf der kleinen Leiterplatte ist als Hilfe ein kleiner Pfeil aufgedruckt.


    In dieser Zeit und dann im laufenden Betrieb blinkt die Leuchtdiode rechts unten im Sekundentakt. Konnte sich die Uhr synchronisieren, zeigt sie die Zeit und das aktuelle Datum an. Erhält sie kein gültiges Signal, passiert nichts. Sie muss beim Start also mindestens einmal das Zeitzeichensignal erhalten haben, damit sie richtig arbeitet. Fällt das Signal im Betrieb weg, dann arbeitet sie als einfache Quarzuhr (selbst das ist sehr stabil und genau; die Erfahrungen machte ich mit meiner großen Nixie-Uhr) in dieser Zeit weiter. Sind Übertragungsfehler vorhanden, so leuchten alle Dezimalpunkte in der zweiten Zeile.

    Drückt man die Taste "Set" im laufenden Betrieb, zeigt die Uhr den aktuellen Wochentag als Zahl an (1 bis 7).


    Hier nochmal die Rückseit mit "Netzteil".


    An der Uhr können noch zwei Relais und z.B. ein elektronischer Gong (gibts als Schaltkreis mit ein bisschen Hühnerfutter rundrum) angeschlossen werden. Ein spezielles Netzteil gab es wohl in den 80ern zu kaufen. Für eine ausgebildete Elektrofachkraft sollte es aber kein Problem sein, aus einem passenden Transformator, ein paar Dioden und zwei Spannungsreglern (z.B. 7805 und 7812) ein passendes Netzteil zu bauen.

    Die Relais sind dafür da, um z.B. zwei Steckdosen zu schalten, denn man kann diese Uhr auch als Zeitsteuerung benutzen. Das bleibt dem Benutzer überlassen. Ich werde das nicht tun.

    Um den Gong und / oder die Relais zu nutzen, kann man die Uhr dementsprechend programmieren. In der originalen Anleitung zur Uhr steht beschrieben, wie man da vorgeht.

    Desweiteren gibt es einen "ASCII" genannten, seriellen Ausgang, der die Uhrzeit als String auf einem Terminal ausgeben kann. Verbindungsgeschwindigkeit sind 300 Baud. Offenbar ist die Uhr auch für industrielle Dinge konzipiert gewesen.

    Es liegt am Benutzer, ob er der Uhr ein Gehäuse verpasst, oder nicht. Ich werde sie als Leiterplatte so lassen, wie sie ist.


    Aufbauzeit:

    - Große Leiterplatte: 4 Stunden

    - Kleine Leiterplatte: ca 20 Minuten

    - Meine Stromversorgung: ca 3 Stunden mit Tests, Berechnungen und Zusammenkramen der benötigten Bauteile, die teilweise in Bastlermanier improvisiert sind, denn man nimmt das, was gerade da ist :P


    An wem richtet sich der Bausatz?

    Ich würde sagen, er richtet sich an erfahrene Hobbybastler, die Erfahrung im Umgang mit Schaltkreisen und Kenntnisse in der Funktechnik haben. Wer weiß, wie z.B. ein einfacher Detektorempfänger funktioniert, der wird en HF-Teil der Uhr verstehen und vielleicht auch eine Antenne selbst basteln können.

    Wenn man die Uhr zum ersten mal nach dem Aufbau und dem Prüfen der Spannungen einschaltet, sie sich zum ersten Mal synchronisiert und dann Uhrzeit und Datum anzeigt, ist das wirklich ein tolles Gefühl.


    Kostenpunkt:

    70 €, exkl. Versand. Der Verkäufer verschickt auch mit DHL, wenn man ihn darum bittet.


    Fazit:

    Ein toller, Bausatz, der aber ein bisschen zusätzliche Arbeit und ein paar Teile verlangt. Hat man die beisammen, steht einem Aufbau nichts mehr im Wege. Die mitgelieferte Bauanleitung ist zwar ein bisschen mager, aber bis auf einen kleinen Fehler (ich habe den Entwickler dazu bereits einen kleinen Bericht geschrieben) absolut brauchbar. Kein umständliches Geplänkel, sondern genau auf dem Punkt. Ich persönlich mag das.


    Links:

    - https://www.klaviatur.de <-- Homepage des Entwicklers

    - https://www.ebay.de/itm/256305800434 oder nach "ACS-77 Clone" suchen.

    - http://www.acs-77.de <-- Seite mit Infos über die Uhr

    - https://www.manfred-bischoff.de/ACS77.pdf <-- PDF mit Infos zur Uhr